Kente (eigentlich kente, klein geschrieben) ist ein Stoff,
der von den Angehörigen der Akanvölker (Ashanti, Nzima, Fanti
und andere) sowie der Ewe in Ghana hergestellt wird und früher
nur von Königen getragen werden durfte. Ausgangsmaterial war
feine Baumwolle oder Seide. Da es keine einheimische
Seidenraupenzucht gab, importierten die Ashanti seit dem 17.
Jahrhundert Seidenkleider, entribbelten diese Kleidung und
gewannen so Seide für die Kentestoffe.
Die feineren Tücher für
die königlichen kente-Gewänder durfte nicht jeder weben. Man
stellte Gruppen geschickter Weber zusammen, die im Dienst der
Könige standen und hochwertige Stoffe entwarfen und herstellten.
Die Webtechnik war ein eifersüchtig gehütetes Geheimnis. Allen
anderen Webern war es verboten, Muster und Entwürfe zu
verwenden, die ausschließlich für den König und den Königshof
bestimmt waren. Der König sammelte Hunderte von Gewändern an –
jedes unterschiedlich in Ausführung und Muster. Traditionsgemäß
trug er in der Öffentlichkeit niemals dasselbe Gewand zweimal.
Geometrische Motive, die Fischen, Vögeln, Früchten, Blättern,
Sonnenuntergängen, Regenbogen und anderen Anblicken in der Natur
glichen, brachten eine bis ins kleinste Detail genaue Webkunst
mit Symbolcharakter hervor. Obwohl äußerlich sehr ähnlich, gibt
es sowohl in der Symbolik als auch in der Webtechnik
Unterschiede zwischen Ashanti- und Ewekente. Jedes Muster hat
einen eigenen Namen und steht für ein Sprichwort oder ein
Ereignis.
Z.B. bedeutet das Muster „Kyeretwie“ (ein kente-Muster der
Ashanti) „Der Löwenfänger“ und erinnert an eine Legende über die
Zeit des Asantehene („Ashantikönigs“) Kwaku Dua I. Panyin im
19.Jahrhundert. Angeblich hatte er seine Männer als
Tapferkeitsbeweis aufgefordert, mit bloßen Händen Leoparden zu
fangen. Schwarze Streifen innerhalb des Muster verweisen nun auf
die Flecken des Leoparden usw. Das Muster steht damit für
Tapferkeit, außerordentlichen Erfolg und inspirierte
Führerschaft.
Das Muster „Abusua ye dom“ aus der Kentetradition der Ewe
dagegen steht für das Sprichwort „die Abusua (erweiterte
Familie) ist eine Macht“ und verweist auf die Familienbande, den
Wert von Zusammenhalt und Zusammenarbeit.
Auch heute noch werden neue Kentemuster entworfen, benannt –
und umbenannt. So gab es zur Zeit des ersten ghanaischen
Präsidenten Kwame Nkrumah ein populäres Muster mit dem Namen „Fathia
Fata Nkrumah“, übersetzt: „Fathia (die Ehefrau Nkrumahs) macht
sich um Nkrumah verdient“. Nach dem Sturz des zunehmend
diktatorischeren Nkrumahs wurde das Muster umbenannt in „Obaakofo
Mmu man“ („Ein Mann allein regiert keine Nation“).
Traditionelle Kente-Weberei wird vor allem von den Ashanti
und den Ewe in Ghana produziert. In der Ashanti-Region werden
die traditionellen Stoffe in Dörfern in der Nähe der Hauptstadt
der Ashanti-Region, Kumasi, hergestellt. In Bonwire, Woonoo,
Maape, Adawonmase und Ntonso arbeiten viele Weber an diesen
Produkten. In der Volta Region wird der Kente-Stoff vor allem in
der Kpandu-Region im Norden der Volta Region produziert. |