Fort Groß
Friedrichsburg war eine kurbrandenburgische Festung der
gleichnamigen Kolonie Groß Friedrichsburg an der westafrikanischen
Goldküste. Nach Errichtung des Forts unter dem brandenburgischen
Kurfürsten Friedrich Wilhelm im Jahr 1683 ging die Festung nach dem
Verkauf der Kolonie 1717 durch den preußischen König Friedrich
Wilhelm I. im Jahr 1718 offiziell in niederländischen Besitz über.
Die Holländer, die das Fort nach einer mehrere Jahre andauernden
Besetzung durch Einheimische erst 1724 übernehmen konnten, benannten
die Festung in Fort Hollandia um. Im Jahr 1815 wurde das Fort durch
die Niederländer aufgegeben. Die teilweise restaurierten
Befestigungsanlagen gehören als Teil der Festungen und Schlösser der
Kolonialzeit seit 1979 zum Weltkulturerbe der UNESCO im heutigen
Ghana. Im Auftrag des Kurfürsten Friedrich
Wilhelm I. von Brandenburg, dem man ab 1675 den Beinamen Großer
Kurfürst gab, erreichte am 27. Dezember 1682 eine Schiffs-Expedition
unter dem Expeditionsleiter Major Otto Friedrich von der Groeben die
afrikanische Küste nordwestlich des damaligen Capo de tres Puntas
(„Kap der drei Spitzen“). Die Flottille bestand aus der Fregatte
„Churprinz von Brandenburg“, bestückt mit 32 Kanonen, und der
leichten Fregatte „Morian“ mit 12 Kanonen. Nach Besetzung des
Gebietes zwischen dem südöstlichen Capo de tres Puntas und dem Berg
Manfro durch Soldaten und Matrosen des Expeditionskorps am
31.
Dezember 1682 wurde am Neujahrstag 1683 auf dem Manfro die
brandenburgische Flagge gehisst. Unmittelbar nach Abschluss eines
Vertrages mit den Bewohnern des am Fuße des Berges gelegenen Dorfes
Pokesu (Pocquesöe) über die Errichtung einer Schutzherrschaft am 5.
Januar 1683 wurde mit dem Bau von Befestigungsanlagen auf dem Manfro
begonnen, den von der Groeben in Großer Friedrichs-Berg umbenannte.
Beim Bau des vom
brandenburgischen Festungsbaumeister Karl Konstantin von Schnitter
entworfenen Forts wurden aus Europa mitgebrachte Baumaterialien
verwendet. Die Grundfläche der Festung glich einem regelmäßigen
Viereck, welches von einem aus Stein bestehenden Hauptwall mit
eingelassenen Kasematten umgeben war und an den Ecken vier spitz
ausfallende Bastionen besaß. Die Bastionen wurden in Nord-Süd- und
Ost-West-Richtung angelegt, wobei die Nordbastion der Verteidigung
der Landseite diente, während die anderen zur Seeseite ausgerichtet
waren. Der Eingang des Forts mit einem Glockenturm über dem Tor
befand sich im Nordosten. Ihm gegenüber, im Inneren an der
Südwestseite, stand das Haus des Festungskommandanten. Der jeweilige
Kommandant erhielt den Titel „Generaldirektor im Namen ihrer
Kurfürstlichen Durchlaucht von Brandenburg und dessen Afrikanischer Kompagnie“, womit er gleichzeitig die Stellung eines Gouverneurs
aller brandenburgischen Besitzungen der Kolonie Groß Friedrichsburg
an der Guinea-Küste bekleidete. Später erhielt die Festung noch
einen Anbau an die südöstliche Außenmauer mit separatem Zugang, das
„Außenwerk“. Die Garnison von Fort Groß Friedrichsburg hatte anfangs
eine Stärke von 40 Mann, bestehend aus Seeleuten und mitgenommenen
regulären Soldaten, die dem Marinier-Corps entstammten. Die Garnison
musste aufgrund der ungewohnten klimatischen, hygienischen und vor
allem medizinischen Bedingungen ständig ersetzt werden. Daher gab es
viele Ersatztransporte. Die höchste Garnisonsstärke wurde im Jahr
1686 mit 59 Mann erreicht. Bis 1692 erhielt die Befestigung genau
44
Geschütze, deren Mehrzahl in Richtung See ausgerichtet war. Zum Jahr
1712 verringerte sich die Besatzungsstärke auf noch 25 Mann. Das
Fort blieb von 1683 bis 1717 mit brandenburgischen Soldaten besetzt.
Mit dem Ende der kolonialen Ambitionen von Brandenburg-Preußen wurde
die Kolonie mitsamt der Festung 1717/20 an die Niederländische
Westindien-Kompanie verkauft. Nach dem Abzug des letzten preußischen
Generaldirektors übernahm dessen ehemaliger einheimischer
Verbündeter, ein Stammeshäuptling, dessen Name in verschiedenen
Schreibweisen unter anderem als Johannes Conrad oder Jan Conny
überliefert ist, die Festung und bestückte sie mit zuvor erbeuteten
Kanonen. Bis 1724 verteidigte er die Festung gegen mehrere massive
Angriffe der Niederländer, musste sie dann aber nach knapp sieben
Jahren doch den Holländern überlassen, die sie in Fort Hollandia
umbenannten. Im Jahr 1815 wurde das Fort durch die Niederländer
schließlich aufgegeben, die Kolonie ging 1872 durch Verkauf in
britischen Besitz über.
Die Festung von Groß Friedrichsburg ist heute nur noch teilweise
erhalten. Während die Nord- und die Ostbastion sowie die
nordöstliche Außenmauer und das Außenwerk nicht mehr existieren,
sind die Süd- und die Westseite des Forts einschließlich des
Gouverneurshauses noch in recht gutem baulichen Zustand. Der Staat
Ghana vermietet in den Gebäuden einige einfache Zimmer, mit Strom
aber keinem fließenden Wasser. Außerdem beherbergt der Festungsbau
ein kleines Museum. Das Fort Groß Friedrichsburg gehört zu den etwa
35 historischen Forts der ghanaischen Küste.
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